Innovation trifft Nachhaltigkeit

Dienstleistungen leben von Vertrauen, Qualität und Zukunftsfähigkeit. Kundinnen und Kunden erwarten heute von Unternehmen nicht nur schnelle Lösungen, sondern auch Verantwortungsbewusstsein und neue Ideen. Für Mag. Barbara Plosky, sie ist Beraterin, Trainerin und Coach für Unternehmen und Führungskräfte, ist klar: „Innovation schafft neue, effizientere Angebote, während Nachhaltigkeit zeigt, dass ein Unternehmen Verantwortung übernimmt – beides zusammen sorgt für Glaubwürdigkeit.“

Ähnlich sieht es Nachhaltigkeitsexpertin MMag. Sigrid Koloo: „Wer Nachhaltigkeit konsequent integriert, signalisiert Verantwortung und schafft Differenzierung – und zwar in einem Markt, in dem Produkte oft austauschbar wirken. Innovation wiederum sorgt dafür, dass Dienstleistungen nicht stehen bleiben, sondern sich an neue gesellschaftliche und technologische Entwicklungen anpassen.“ Gemeinsam bilden beide Ansätze damit einen doppelten Wettbewerbsvorteil: Sie stärken die Kundenbindung und eröffnen neue Marktchancen.

Raum für Neues schaffen

Doch wie gelingt es Unternehmen, neu zu denken? „Oft blockieren uns Glaubenssätze oder eingefahrene Routinen, die früher erfolgreich waren, aber heute nicht mehr passen“, sagt Plosky. „Mit kreativen Methoden, gezielter Reflexion und dem Blick auf Alternativen gelingt es, eingefahrene Denkbahnen zu verlassen und Raum für Neues zu schaffen.“ Auch Koloo betont, wie wichtig es ist, Routinen bewusst zu hinterfragen. „Unternehmen könnten sich Fragen stellen wie: Welche Routinen geben uns Sicherheit – und welche verhindern  Innovation? Was würde passieren, wenn wir unsere Leistungen oder Prozesse radikal vereinfachen? Welche Chancen haben wir bisher übersehen, weil wir zu stark auf Risiken geschaut haben?“ Solche Reflexionsfragen machen sichtbar, wo Ressourcen verschwendet oder Chancen verpasst werden und eröffnen damit neue Perspektiven für mutige
Entscheidungen.

Fehler als Lernchance sehen

Beide Expertinnen sind sich einig, dass Führungskräften dabei eine Schlüsselfunktion zukommt. „Sie setzen die Richtung, geben Sinn und zeigen durch ihr Verhalten, wie ernst es dem Unternehmen mit Innovation und Nachhaltigkeit ist“, betont Koloo. Ohne Vorbildwirkung bleibe Nachhaltigkeit schnell ein reines Kommunikationsprojekt. Entscheidend sei es, Orientierung zu geben, Mitarbeitende einzubeziehen und Räume zu schaffen, in denen Fehler nicht als Scheitern, sondern als Lernchance gelten. Plosky ergänzt: „Führungskräfte müssen Rahmenbedingungen schaffen, in denen Neues ausprobiert werden darf, ohne dass Fehler gleich sanktioniert werden. Im Gegenteil, Fehler sind nach dem Prinzip ‚Try and  Error‘ ein wichtiger Lernfaktor – allen großen Erfolgen gingen zuvor viele Fehlversuche voraus. Nur wer einen geschützten Rahmen bietet, kann Innovation und Nachhaltigkeit als gelebte Werte im Unternehmen verankern.“

Dass dieses Umdenken viele Vorteile bringt, zeigen Beispiele aus der Beratungspraxis. So berichtet Barbara Plosky von einem Unternehmen, das in einem gesättigten Markt stand und sein Angebot radikal verschlankt hat: „Von zehn Leistungen blieben drei, auf die wir uns bewusst fokussiert haben. So konnten Ressourcen gebündelt, die Qualität gesteigert und die Kommunikation am Markt vereinfacht werden. Der Mut zur Reduktion führte zu einer stärkeren Positionierung und letztlich zu mehr Umsatz.“

Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil

Auch Nachhaltigkeit zeigt ökonomische Wirkung. „Praxisbeispiele gibt es viele: Produktionsunternehmen, die durch Investitionen in Energieeffizienz ihre Energiekosten um zweistellige Prozentsätze senken und dadurch ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern“, erklärt Sigrid Koloo. „Oder Dienstleister:innen, die durch nachhaltige Prozesse – etwa klimafreundliche Logistik oder digitale Lösungen zur Ressourcenschonung – neue Kundinnen und Kunden gewinnen, weil Auftraggeber:innen zunehmend Nachhaltigkeitskriterien in Ausschreibungen berücksichtigen.“ Und wer transparent kommuniziert, so die Expertin, bindet Fachkräfte, die gezielt Arbeitgeber:innen mit klaren Werten suchen. Nachhaltigkeit werde so zum Hebel für Effizienz, Innovation und Reputation – und damit zu einem messbaren Wettbewerbsvorteil.

Langfristig eröffnen Innovation und Nachhaltigkeit gemeinsam enorme Chancen. „Unternehmen sind dann besser vorbereitet auf regulatorische Entwicklungen, auf veränderte Kundenbedürfnisse und auf den Fachkräftemangel. Gleichzeitig öffnen sie neue Geschäftsfelder – etwa durch nachhaltige Dienstleistungen, digitale Lösungen oder Kooperationen, die ohne Nachhaltigkeitsfokus nicht denkbar wären“, ist Koloo überzeugt. „Die Chance liegt darin, nicht nur auf Veränderungen zu reagieren, sondern aktiv Märkte und Standards mitzugestalten.“

Verantwortung übernehmen

Nachhaltigkeit ist kein zeitlich begrenztes Projekt, sondern eine Haltung, stellt Sigrid Koloo abschließend fest. Sie betreffe alle Bereiche eines Unternehmens und verändere die Art, wie wir Entscheidungen treffen. „Unternehmen, die das verstehen, gewinnen nicht nur Wettbewerbsvorteile – sie übernehmen Verantwortung für die Spielregeln von morgen und zeigen, dass Wirtschaft Zukunft gestalten kann.“

Bildcredits: © ImageFlow | stock.adobe.com (Header), © laddawan | stock.adobe.com (Contentbild), © Privat (Portrait S. Koloo), © Nicole Stessl Photography (Portrait B. Plosky)