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Lernen & Leben

Psychosoziale Beratung: Mit Kompetenz Menschen begleiten

Beate Kolouch und Babak Kaweh sind langjährige Lebens- und Sozialberater:innen (psychosoziale Berater:innen) und Lehrgangsleiter:innen am WIFI Wien. Im gemeinsamen Gespräch geben die Expert:innen Einblick in das Berufsbild, die neue Ausbildung und aktuelle Entwicklungen im psychosozialen Bereich.

Was macht ein:e psychosoziale:r Berater:in?

„Lebensberater:innen sind Expert:innen für fast alle menschlichen Belange“, erklären die Expert:innen. Normalerweise können Menschen Probleme und Schwierigkeiten im Leben selbst gut meistern – doch manchmal gelingt das nicht, auch nicht mit Unterstützung aus dem Freundeskreis. Hier setzt psychosoziale Beratung an: Durch professionelles Hinhören und Begleitung erhalten Klient:innen eine „Außensicht“ auf ihre Situation. So können sie neue Perspektiven gewinnen, eigene Ressourcen aktivieren und Entscheidungen treffen.
Die Menschen, die in die Beratung kommen, befinden sich in unterschiedlichen Lebenssituationen. Sie suchen Klarheit, benötigen Unterstützung in Entscheidungsfragen, wollen Hindernisse überwinden oder sich und ihr Verhalten besser verstehen lernen. Ob berufliche Veränderungen oder Beziehungsprobleme – psychosoziale Beratung richtet sich an Menschen in Lebensbereichen, in denen sie gerade alleine nicht weiterkommen.

Oft geht es um berufliche Themen: Unzufriedenheit im Job oder der Wunsch nach Veränderung stehen häufig im Vordergrund. „Hinter solchen Anliegen verbergen sich oft tiefere Bedürfnisse“, erklären die Expert:innen. Eine Beratung hilft, diese herauszuarbeiten und so Entscheidungen für ein zufriedeneres Leben zu treffen.

Trends und Entwicklungen

Die Nachfrage nach psychosozialer Beratung steigt kontinuierlich. Psychische Belastungen nehmen zu, regionale Versorgungsengpässe bestehen weiterhin. Durch den Ausbau zielgruppenspezifischer Angebote für vulnerable Gruppen (Migrant:innen, Landwirt:innen, Jugendliche, pflegebedürftige Personen und deren Angehörige) beim Bund, bei NGOs und sozialen Einrichtungen ist auch hier die Nachfrage nach professionellen Beratungen gestiegen.

Unternehmen reagieren zunehmend auf die gesetzliche Verpflichtung, die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu fördern. Dadurch entstehen neue Tätigkeitsfelder für Lebensberater:innen – etwa in skalierbaren, betrieblichen Unterstützungsformaten.

Zukunftsperspektiven

Beate Kolouch und Babak Kaweh erklären, dass sich für psychosoziale Berater:innen künftig zahlreiche neue Einsatzfelder ergeben: etwa in Unternehmens- und Betriebscoachings, niedrigschwelligen Gruppenprogrammen für Schüler:innen, Migrant:innen oder Landwirt:innen sowie in der Zusammenarbeit mit Psychotherapeut:innen, Ärzt:innen und Sozialarbeiter:innen, um die Versorgungskette zu entlasten. Auch digitale Präventions- und Wohlbefindensprogramme sowie spezialisierte Nischenangebote – wie kultursensibles Coaching oder Rückkehrberatung nach längerer Krankheit – eröffnen vielfältige Chancen und Perspektiven für die Zukunft dieses Berufsfeldes.

Dein Weg zur/zum psychosozialen Berater:in

Die Ausbildung zur Lebens- und Sozialberater:in wurde auf neue gesetzliche Beine gestellt und modernisiert. Sie dauert nun sechs Semester und orientiert sich an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Wer Menschen professionell begleiten und sich selbst weiterentwickeln möchte, findet am WIFI Wien eine praxisnahe, wissenschaftlich fundierte Ausbildung mit Abschluss Befähigungsprüfung. Nach bestandener Prüfung erhalten Absolvent:innen das Siegel „staatlich geprüft“, das ihre fachliche Qualität und Kompetenz offiziell bestätigt.

Selbsterfahrung und Supervision

„Die Liebe zu Menschen, die Freude daran, andere zu begleiten, und die Bereitschaft, sich selbst zu reflektieren, sind zentrale Voraussetzungen für diesen Beruf“, erklären die Expert:innen. „Nur wer sich selbst und seine Lebensgeschichte, seine Verhaltensmuster und Reaktionen gut kennt, ist in der Lage, andere Menschen bei ihrer Entwicklung zu begleiten.“

Supervision findet sich im Bereich der persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung, der Leitungskompetenz und der Begleitung von Teams in Unternehmen. Sie dient nicht nur der Reflexion professionellen Verhaltens, sondern auch der Persönlichkeitsentwicklung und der Förderung eigener Stärken.

Berufliche Perspektiven

Lebensberatung ist ein Beruf mit vielen Möglichkeiten. Grundsätzlich arbeiten psychosoziale Berater:innen selbstständig in freier Praxis. Gleichzeitig finden sich auch Anstellungen im AMS-Bereich, in Unternehmen oder in sozialen Einrichtungen, wo Menschen bei beruflichen Umstiegen oder bei der Wiedereingliederung in den Beruf begleitet werden.

„Der Tätigkeitsbereich der Lebensberatung ist sehr breit gefächert“, erklären die Expert:innen. Spezialisierungen wie Supervision, Burnout-Prophylaxe, Paar- und Sexualberatung, Mediation oder Trauerbegleitung erweitern die beruflichen Möglichkeiten. Geprüfte Lebensberater:innen sind auf der Expert:innenliste der WKO zu finden: www.lebensberater.at.


Beate Kolouch © Christoph Thurner
Beate Kolouch ist seit 30 Jahren Diplom-Lebensberaterin und leitet und unterrichtet seit 25 Jahren die Ausbildung am WIFI Wien. Sie arbeitet in eigener Praxis, mit Einzelklientinnen, Teams und Gruppen. Die psychosoziale Beratung liegt ihr sehr am Herzen.
Babak Kaweh © Privat
Babak Kaweh ist seit 38 Jahren mit Leib und Seele im Bereich Coaching, Supervision, Mediation, Psychotherapie, Lebens- und Unternehmensberatung tätig und kleidet als Funktionär diverse Ämter in der Wirtschaftskammer (u.a. im Bereich Lebensberatung als stellvertretender Obmann in Wien und im Fachverband als Vorstandsmitglied).

Bildcredits: © Brian Jackson | stock.adobe.com (Header), © Christoph Thurner (Portrait B. Kolouch), © Privat  (Portrait B. Kaweh)

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