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Österreichischer Filmpreis für WIFI-Lehrgangsleiterin Gaby Grünwald

Maskenbildnerin Gaby Grünwald (im Titelbild in der Mitte) arbeitet für Film, Fernsehen und Theater und ist Lehrgangsleiterin der Ausbildungen VisagistIn, Make-up Artist und MaskenbildnerIn am WIFI Wien. Ihre Spezialität sind lebensechte Dummies und Special Effects. Im Juli wurde sie für ihre Arbeit am Film „The Trouble With Being Born“ (Regie Sandra Wollner) mit dem Österreichischen Filmpreis in der Kategorie „Beste Maske“ ausgezeichnet. Wir haben mit ihr über ihre Aufgabe bei diesem Projekt gesprochen:

Gratulation zum Österreichischen Filmpreis in der Kategorie „Beste Maske“, Frau Grünwald! Worum geht es in dem Film und was war die spezielle Herausforderung für die maskenbildnerische Arbeit?

Bei der ersten Anfrage wurde mir erklärt, dass der Film von einem Sexroboter in Form eines jungen Mädchens handelt. Die Anforderung war, ein junges Gesicht als Silikonmaske für diesen Roboter herzustellen. Das Gesicht sollte dabei sowohl Natürlichkeit als auch Künstlichkeit ausstrahlen. Die maskenbildnerische Herausforderung war, das so hinzubekommen, auch dass es immer gleich aussieht. Hinzu kam, dass die Rolle des Roboters zuerst mit einer erwachsenen Schauspielerin besetzt war, das erwies sich aber wegen der Körpergröße als nicht praktikabel. Daher musste ich die Maske dann nochmals anpassen an ein Mädchen, Lena Watson, die die Rolle des Roboters dann übernahm.

Wie waren die Rahmenbedingungen für den Film, wie groß war Ihr Team und wie lief die tägliche Arbeit ab?

Sandra Wollner hatte ein minimales Budget, aber die Anforderungen an die Maske waren trotzdem auf Hollywood-Niveau. Ich habe zwei WIFI-Absolventinnen, Viola Stockinger und Lisa Werner, in mein Maskenteam geholt. Sie haben mich in der Werkstätte bei der Herstellung der Masken unterstützt und haben dann die tägliche Arbeit am Set übernommen. Wir hatten 30 Drehtage und mussten dafür rund 60 Masken herstellen. Dafür gibt es eine Mutterform, aus der alle Masken gegossen werden. Das muss sehr präzise sein, besonders die Übergänge zur Haut, das ist hohe Kunst. An den Drehtagen wird dann zuerst die Silikonmaske geschminkt, dann wird die Schauspielerin – in diesem Fall Lena – betreut: Haare wegstecken, Gesicht reinigen und mit Creme einschmieren, Maske aufsetzen und verkleben – am Hals, bei den Lippen etc. Das muss man zu zweit machen, es dauert ca. 1,5 bis zwei Stunden und ist wahnsinnig anstrengend für die Person, die die Silikonmaske tragen muss. Ich habe die ersten Male dabei mitgeholfen, Viola und Lisa eingeschult und sie haben das dann übernommen und toll gemacht. Sie haben natürlich auch alle anderen SchauspielerInnen am Set betreut – da hatten wir auch für jede und jeden zuvor Maskenproben und Viola und Lisa waren dann am Set für die Umsetzung verantwortlich. Sie haben dort wirklich gezeigt, was sie können und werden seither laufend angefragt. Das zeigt auch die Qualität unserer Ausbildung am WIFI Wien.

Sie sind auch international gut vernetzt und laden immer wieder Gastvortragende in die Maskenbildner-Ausbildung am WIFI Wien ein. Wer kommt heuer?

Heuer kommt Barney Nikolic – er ist seit Jahrzehnten in England tätig und hat z.B. im Team von Nick Dudman an den Harry Potter-Filmen mitgearbeitet. Er wird zwei mal drei Tage unterrichten – das Modellieren von Altersmasken und das Kolorieren von Silikonmasken.

Und woran arbeiten Sie gerade?

Ein Universum History haben wir gerade abgedreht, dafür habe ich u.a. ein bewegliches Silikonbaby angefertigt, weil eine Geburt gezeigt wurde. Aktuell arbeite ich an einem Theater-Projekt bei dem etwas sehr Spezielles benötigt wird: Die Akteure reißen sich in einer Szene die Kostüme runter und darunter soll man dann alte Haut sehen. Diese Schicht muss leicht zu tragen sein und wir machen da ganz was Neues aus Strümpfen und mit wenig Silikon.

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Bei der Arbeit - credit Panama Film

Das Team beim Aufsetzen und Verkleben der Silikonmaske. Von links: Lisa Werner, Gaby Grünwald, Viola Stockinger und Schauspielerin Lena Watson.

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„The Trouble With Being Born“ handelt von Verlust und Sehnsucht und dem Umgang von Menschen mit einem Androiden – einem menschenähnlichen Roboter –, der im Film zunächst ein Mädchen und – ACHTUNG SPOILER! …

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TTWBB_14_sRGB©PanamaFilm_Junge

– gegen Ende des Films einen Jungen darstellt.

Waren Sie immer schon an dieser Art des Maskenbaus interessiert?

Nein, das hat sich erst im Lauf der Jahre entwickelt. Ich habe wie viele mit Visagistik und Beauty begonnen, habe mir dann vor rund 20 Jahren eine Werkstatt eingerichtet, mich mehr und mehr damit befasst und gemerkt, dass mir das künstlerische Modellieren liegt und ich es gut kann.

Und jetzt der Filmpreis dafür – wie ist es, wenn man dann bei der Preisverleihung den eigenen Namen hört?

Viele hatten mir im Vorfeld zwar gesagt, „Du wirst gewinnen“, aber es war trotz allem sehr überraschend – in der Kategorie „Beste Maske“ waren ja vier Filme nominiert, alles sehr starke Produktionen. Neben „The Trouble With Being Born“ waren das „Quo Vadis, Aida“, der ja auch schon für einen Oscar nominiert war, „Narciss und Goldmund“ und „Hochwald“.  Bei der Preisverleihung ist es wie bei einer Hochzeit – man versucht, die Stiegen rauf zu kommen und bekommt vor Aufregung gar nicht so viel mit. Jetzt berührt es mich viel mehr – mein Mann hat mitgefilmt und mir ein Video zusammengestellt. Ich hatte mir aber zur Sicherheit Dankesworte vorbereitet.

Und was haben Sie da gesagt?

Dass das Wichtigste in unserer Branche die Zusammenarbeit aller ist, die Teamarbeit über Generationen und Grenzen hinweg. Bei unserem Film ist das so gelaufen, ein Zahnrad hat sich in das andere gefügt. Denn wenn das nicht funktioniert, hilft auch ein Riesenbudget nichts.


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Der Österreichische Filmpreis wird von der Akademie des Österreichischen Films vergeben, deren Mitglieder über die Einreichungen abstimmen. Er ist die höchste Auszeichnung für heimische Filme. Der Preis wird in 16 Kategorien vergeben, weites gibt es einen Preis für den Film mit den meisten verkauften Kinotickets. „The Trouble With Being Born“ war in sechs Kategorien nominiert und hat in vier gewonnen: „Beste Regie“, „Bester Spielfilm“, „Beste Maske“ und „Beste Tongestaltung“. Damit war „The Trouble With Being Born“ der erfolgreichste Film der Österreichischen Filmpreise 2021.

Hier geht’s zum offiziellen Trailer von „The Trouble With Being Born“

Hier hören Sie ein Interview mit Regisseurin Sandra Wollner


Bildcredits: Verleihung: © AOEF 2021 (Titelbild), Arbeit an Maske am Set, Film-Still und Plakat: © Panama Films

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