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Virtuelle Influencer verändern das digitale Marketing. Mit datengetriebener Persuasion und Mikro-Targeting erreichen KI-Avatare Zielgruppen mit nie dagewesener Präzision. Doch wo endet personalisierte Ansprache und wo beginnt Manipulation? Der Beitrag beleuchtet Chancen, Risiken und ethische Fragen dieser neuen Form der Beeinflussung.
Datengetriebene Persuasion und Mikro-Targeting
Virtuelle Influencer werden durch Algorithmen gesteuert, die kontinuierlich Interaktionen analysieren und anpassen. Diese datengetriebene Herangehensweise ermöglicht eine bisher unerreichte Ebene der Personalisierung und Anpassung an individuelle Präferenzen (Kietzmann et al., 2018). Während personalisierte Kommunikation an sich nicht problematisch ist, wird sie es, wenn sie dazu genutzt wird, persuasive Botschaften so zuzuschneiden, dass sie besonders wirksam auf vulnerable Zielgruppen wirken.
Die Kombination aus KI-gestützter Analyse und vollständiger Kontrollierbarkeit des Influencers ermöglicht ein Mikro-Targeting, das die Schwächen und kognitiven Biases einzelner Verbraucher:innen gezielt ausnutzen kann. Dies wirft erhebliche ethische Fragen auf, insbesondere im Hinblick auf den Schutz vulnerabler Gruppen wie Kinder oder Personen mit geringer Medienkompetenz.
Dieser datengetriebene Ansatz ermöglicht eine Persuasion, die menschliche Influencer:innen in dieser Präzision nicht leisten können.
Die Anatomie virtueller Influencer
KI-Management-Layer:
- Automatisierte Content-Optimierung
- Sentiment-Analyse der Kommentare
- Automatische Antwort-Generierung
- Trend-Erkennung und -Adaption
Langzeiteffekte der KI-Influencer auf das menschliche Gehirn
Besonders besorgniserregend sind die Langzeiteffekte intensiver Exposition:- Veränderte Erwartungshaltungen: Das Gehirn gewöhnt sich an die perfekten Stimuli virtueller Influencer. Echte menschliche Interaktionen wirken zunehmend langweilig und unbefriedigend.
- Reduzierte Empathiefähigkeit: Paradoxerweise kann die intensive parasoziale Beziehung zu perfekten KI-Entitäten die Fähigkeit zu echten empathischen Verbindungen reduzieren.
- Realitätsverzerrung: Die ständige Exposition gegenüber idealisierten virtuellen Welten verändert die Wahrnehmung der Realität dauerhaft.
Vulnerable Zielgruppen
Besonders problematisch ist die Wirkung virtueller Influencer auf vulnerable Zielgruppen:- Jugendliche und junge Erwachsene: Diese Altersgruppe ist besonders anfällig für parasoziale Beziehungen und Peer-Pressure. Virtuelle Influencer können unrealistische Schönheits- und Lifestyle-Standards vermitteln, die zu Unzufriedenheit und Kaufzwang führen (Mascheroni et al., 2015).
- Personen mit geringem Selbstwertgefühl: Menschen, die soziale Bestätigung suchen, sind besonders empfänglich für die perfekten Welten virtueller Influencer. Dies kann zu kompensatorischen Käufen führen, die die finanzielle Situation verschlechtern.
- Einsamkeit und soziale Isolation: Virtuelle Influencer können für einsame Menschen zu Ersatz-Freunden werden. Diese parasoziale Beziehung kann zwar kurzfristig Trost spenden, langfristig aber echte soziale Kontakte ersetzen und die Isolation verstärken.
Auswirkungen auf das Konsumentenverhalten
Kaufentscheidungen und Impulskäufe
Studien zeigen, dass virtuelle Influencer besonders effektiv Impulskäufe auslösen. Ihre perfekte Darstellung von Produkten in idealisierten Kontexten reduziert die kritische Reflexion und aktiviert emotionale Kaufmotive (Kim & Kim, 2021).
Veränderung von Wertvorstellungen
Virtuelle Influencer propagieren implizit bestimmte Werte:- Materialismus: Durch die konstante Präsentation von Luxusgütern und Lifestyle-Produkten wird materieller Besitz als Schlüssel zum Glück dargestellt.
- Oberflächlichkeit: Äußere Erscheinung und Status-Symbole werden überproportional betont, während innerliche Werte in den Hintergrund treten.
- Konsumismus als Identität: Die Persönlichkeit wird zunehmend über Konsumgüter definiert. "Ich bin, was ich kaufe" wird zur Lebensmaxime.
Zukunftsperspektiven und Entwicklungstrends
Handlungsempfehlungen für Konsument:innen
Verbraucherschutz-Toolkit
Persönlicher Schutz vor Manipulation:Technische Tools (Effektivität: 65%)
- KI-Detector Browser Extensions
- Screen Time Limiters
- Algorithm Transparency Tools
- Privacy-Focused Social Media Apps
Kognitive Strategien (Effektivität: 78%)
- 24h-Bedenkzeit bei Kaufentscheidungen
- "Cui Bono?"-Frage bei jedem Post
- Fact-Checking aus mehreren Quellen
- Bewusste Exposition-Unterbrechung
Soziale Maßnahmen (Effektivität: 82%)
- Offene Gespräche über KI-Manipulation
- Gemeinsame Medienzeit mit kritischer Reflexion
- Förderung echter sozialer Aktivitäten
- Peer-Education in Schulen und Communities
Ethische Richtlinien für Unternehmen und Marken
- Entwicklung unternehmensinterner KI-Ethik-Codes
- Verzicht auf Targeting vulnerabler Gruppen
- Transparente Kennzeichnung aller KI-Inhalte
- Investment in authentische, menschenzentrierte Kommunikation
Mehr Informationen und Hintergründe zum Aufstieg von KI-Influencern und den damit einhergehenden Einflüssen auf Kommunikation und Marketing lesen Sie hier in diesem Blog-Beitrag und auch in diesem Artikel.
Literatur
- Kietzmann, J., Paschen, J., & Treen, E. (2018). Artificial intelligence in advertising: How marketers can leverage artificial intelligence along the consumer journey. Journal of Advertising Research, 58(3), 263–267. https://doi.org/10.2501/JAR-2018-035
- Kim, H., & Kim, J. (2021). Virtual influencers' impact on consumer behavior: The role of authenticity and parasocial relationships. Journal of Consumer Psychology, 31(4), 789-804.
- Mascheroni, G., Vincent, J., & Jimenez, E. (2015). "Girls are addicted to likes so they post semi-nude selfies": Peer mediation, normativity and the construction of identity online. Cyberpsychology: Journal of Psychosocial Research on Cyberspace, 9(1), article 5.
Bildcredits: © XXX | stock.adobe.com (Header), © Josef Sawetz (Abbildungen), © Looker Studio | stock.adobe.com (Contentbild), © Privat (Portrait)